Freitag, 29. Juli 2016

Eine Meinung zum Interview mit dem OB Marco Müller in der Sächsischen Zeitung

"Liebe Frau Veltzke,
Foto: Ehrendes und mahnendes Gedenken der Opfer des
Zweiten Weltkrieges -Uta Knebel 

anbei einer Erklärung meinerseits zu den Äußerungen von Herrn Müller.

Ich beziehe mich ausschließlich auf die Ereignisse der letzten Wochen.
Die Ereignisse der vergangenen Woche zeigen auf, dass wir die verabscheuungswürdigen Gewalttaten rechtsstaatlich ahnden und die Ursachen gesellschaftlich bekämpfen müssen. Die Mittel dazu sind vorhanden. 
Einen undifferenzierten "Glaubenskrieg" vom Zaun zu brechen, ist ein weiterer Weg zur Konfrontation und dient nicht der Lösung der Konflikte, die viele Ursachen haben. Das "Geschäft mit der Angst" muss aufhören. 
Wir und auch Herr Müller müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Täter überwiegend Bürger des Landes waren, in dem sie ihre unmenschlichen Angriffe vollzogen. Sie kamen also nicht selten aus der Mitte unserer europäischen Gemeinschaft. Hier haben sie über viele Jahre gelebt, gelernt und gearbeitet.
Es ist vor diesem Hintergrund zu einfach und nicht zielführend, geschlossene Landesgrenzen zu verlangen, um diese Taten zu unterbinden.
Wir müssen uns die Frage stellen, was im Miteinander der Menschen und Kulturen in Europa seit vielen Jahren falsch gelaufen ist? Was müssen wir im Miteinander anders machen? Was bringt Menschen aus unserer vermeintlichen Mitte dazu, sich zu radikalisieren? Radikalisieren sie sich, weil sie sich bereits "ausgegrenzt" fühlen?
Und diese Fragen werden uns durch die notwendige Integration vieler Flüchtlinge in den letzten Monaten um so deutlicher vor Augen geführt und bedürfen endlich Antworten. Wir sollten uns auch endlich von dem Gedanken lösen, dass wir nur die Gebenden sind. 

Antworten auf die aktuelle Krise können nur im Zusammenhang von weltweiter Wirtschaftsentwicklung, Globalisierung und der Einhaltung der Grundrechte aller Menschen gefunden werden. Fehler der Geschichte dürfen nicht wiederholt werden. Kein Glaube und keine Nation hat das "Herrenrecht" über Dritte. Aktuelle Entwicklungen bedürfen aktueller Antworten und zwar auf allen Ebenen unserer Gesellschaft. Diese Antworten können nur im solidarischen Miteinander und nicht unter dem Primat des Kapitals gefunden werden. Fremdenhass und Ausgrenzung sind dabei die falschen Ansätze. Wer dieses Gedankengut fördert, spielt mit dem Feuer.

Uta Knebel"


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